Moderne Sklaverei

Wie Sie Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette ausschließen

Erfahren Sie, wie Sie Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette bekämpfen. Lernen Sie wirksame Strategien für die Überwachung von Lieferanten, die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen, die Integration von Klauseln zur Verhinderung von Kinderarbeit und vieles mehr kennen. Dadurch verhindern Sie Menschenrechtsverstöße und mindern die Risiken für Ihr Unternehmen.

Azad Sadr
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Wichtigste Erkenntnisse:

  • Kinderarbeit ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte, bei dem schädliche Arbeit die Gesundheit, Sicherheit und seelische Entwicklung von Kindern gefährdet.
  • Zu den Ursachen von Kinderarbeit gehören Armut, fehlender Zugang zu Bildung, kulturelle Normen, Überlebensstrategien in Konfliktregionen sowie unzureichende Gesetze und die unzureichende Durchsetzung von Gesetzen.
  • Risiken für Unternehmen im Zusammenhang mit Kinderarbeit sind Rufschädigung sowie rechtliche, finanzielle, operative und vertragliche Risiken.
  • Wirksame Maßnahmen zur Verhinderung von Kinderarbeit sind die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen auf allen Lieferantenebenen, die Aufnahme von Klauseln zur Verhinderung von Kinderarbeit in Verträgen, die Durchführung regelmäßiger Lieferantenaudits, die Durchführung von Schulungen und die sofortige Umsetzung von Abhilfeplänen, sobald Kinderarbeit aufgedeckt wird.

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Bekämpfung von Kinderarbeit in globalen Lieferketten

Weltweit sind über 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen. Zwar konnte Kinderarbeit in den letzten Jahrzehnten weltweit stetig zurückgedrängt werden, jedoch sind in Folge der COVID-19-Pandemie mehr Familien in Armut geraten, was Millionen weiterer Kinder zur Kinderarbeit zwingt. Dies wiederum hat die Lieferketten anfälliger für diese tragische Menschenrechtsverletzung gemacht, was ein entschlossenes Handeln von internationalen Unternehmen und Organisationen erfordert.

Der diesjährige Welttag gegen Kinderarbeit fand am 12. Juni statt und stand unter dem Motto „Let’s act on our commitments: End Child Labor!“ Dieser Beitrag beleuchtet diese wichtige Menschenrechtsangelegenheit, indem er folgende Punkte erläutert:

  1. Was Kinderarbeit ist und welche Ursachen sie hat
  1. Die Risiken, die sich aus Kinderarbeit in Lieferketten ergeben
  1. Best Practices für die Verhinderung von Kinderarbeit

Was ist Kinderarbeit?

In Verbindung mit den Themen Zwangsarbeit und moderne Sklaverei definieren die Vereinten Nationen Kinderarbeit als „Arbeiten, für die Kinder zu jung sind, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten“. Zu diesen Arbeiten gehören ausbeuterische Arbeit in Industrie, Landwirtschaft und Bergbau sowie Zwangsarbeit im Rahmen moderner Sklaverei. Diese Arbeiten sind mitunter extrem gefährlich. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass 73 Millionen Kinder unter unsicheren Bedingungen arbeiten, was jedes Jahr etwa 22.000 arbeitsbedingte Todesfälle unter Kindern zur Folge hat.

Kinderarbeit hat mehrere Ursachen. Dazu gehören:

  • Armut und wirtschaftliche Faktoren: Die häufigste Ursache für Kinderarbeit ist Armut. Familien sind häufig auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen, sodass Kinder schon in jungen Jahren zur Arbeit gezwungen werden.
  • Mangelnder Zugang zu Bildung: In Gegenden, in denen kein Zugang zu Bildung besteht oder dieser Zugang unerschwinglich ist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Kinder schon in jungen Jahren arbeiten müssen. Ein verstärkender Faktor sind Überzeugungen, dass durch Arbeit Kompetenzen entwickelt werden, die vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Realität relevanter sind als formale Bildung.
  • Kulturelle Faktoren: In bestimmten Kulturen gilt Kinderarbeit als die Norm. Dort wird von Kindern erwartet, dass sie sich von klein auf an der Arbeit der Familie beteiligen und zu ihrem Einkommen beitragen.
  • Überlebensstrategien von Familien: In Konfliktregionen oder zerrütteten Gesellschaften stellt Kinderarbeit eine Überlebensstrategie dar. In einem derartigen Kontext arbeiten Kinder, um ihre Grundbedürfnisse und die ihrer Familien zu decken.

Die Risiken, die sich aus Kinderarbeit in der Lieferkette für Sie ergeben

Kinderarbeit ist nicht nur eine Menschenrechtsverletzung mit weitreichenden Folgen für Opfer, sondern bedeutet auch eine Reihe von Risiken für Unternehmen und ihre Lieferketten. Das Verständnis dieser Risiken hilft Unternehmensleitungen bei der Begründung eines finanziell und moralisch motivierten Business Case zur Bekämpfung von Kinderarbeit.

Kinderarbeit in der Lieferkette setzt Sie folgenden Risiken aus:

  1. Risiko der Rufschädigung: Die Aufdeckung von Kinderarbeit in der Lieferkette eines Unternehmens bedeutet unter Umständen eine schwere Rufschädigung. Beispielsweise mussten zwei bekannte US-Sportschuhmarken in den 1990er Jahren Imageschäden hinnehmen, als bekannt wurde, dass in ihren Lieferketten Kinderarbeit stattfindet. Auch nach 30 Jahren mit Initiativen zur Wiedergutmachung ist das Stigma dieser Menschenrechtsverletzungen noch immer vorhanden und beeinträchtigt die Wahrnehmung der Verbraucher:innen und den Markenwert.
  1. Rechtliches Risiko: Unternehmen müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn sie sich in Bezug auf Kinderarbeit in ihren Lieferketten mitschuldig machen oder nachlässig bei der Verhinderung von Kinderarbeit sind. In den letzten zehn Jahren wurde eine Flut von Vorschriften im Zusammenhang mit Zwangs- und Kinderarbeit erlassen, die höhere Anforderungen an die Sorgfaltspflicht und Governance stellen, die Unternehmen bezüglich ihrer Lieferketten gewährleisten müssen. Zuletzt wurde zum 1.1.24 die kanadische Gesetzesvorlage S-211 als Fighting Against Forced Labour and Child Labour in Supply Chains Act umgesetzt, der von großen Unternehmen jährliche Berichte über die Aktivitäten, Richtlinien und Verfahren zur Verhinderung von Zwangs- und Kinderarbeit innerhalb ihrer Belegschaft und ihrer Lieferketten verlangt. Nichteinhaltung kann Geldbußen von bis zu 250.000 CAD nach sich ziehen.
  1. Finanzrisiko: Die Aufdeckung von Kinderarbeit in ihren Lieferketten bedeutet für Unternehmen zudem ein unmittelbares Finanzrisiko durch mögliche Geldstrafen, Verlust von Aufträgen und Kosten für die Umsetzung von Abhilfemaßnahmen. Außerdem sind direkte Auswirkungen auf den Absatz möglich. So war ein großer amerikanischer Modehändler, der in den 2000er Jahren in Indien in Kinderarbeitsskandale verwickelt war, mit Boykotten und erheblichen Gegenreaktionen konfrontiert, die den Absatz und die langfristigen Einnahmen beeinträchtigten.
  1. Operatives Risiko: Kinderarbeit kann Störungen der Betriebsabläufe zur Folge haben, insbesondere wenn behördliche Maßnahmen gegen ein Unternehmen ergriffen werden oder wenn zur Gewährleistung der Compliance dringende Änderungen in der Lieferkette erfolgen müssen.
  1. Vertragliche Risiken: Kinderarbeit kann eine Vertragsverletzung bedeuten und zum Abbruch von Geschäftsbeziehungen führen. Unternehmen erlassen zunehmend strenge Anforderungen an ihre Auftragnehmer in Bezug auf ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und nehmen ESG-Klauseln in ihre Verträge auf. Daher ist es wichtiger denn je, dass Programme und Tools für die ESG-Compliance der Lieferkette vorhanden sind.

Mit welchen Maßnahmen lässt sich Kinderarbeit bekämpfen?

Die gute Nachricht ist, dass Unternehmen Kinderarbeit in ihren Lieferketten mit mehreren entscheidenden Schritten begegnen können:

Vor Aufnahme der Zusammenarbeit mit einem Lieferanten:

  1. Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen: Überprüfen Sie die Arbeitspraktiken Ihrer Auftragnehmer und die Compliance mit lokalen und internationalen Arbeitsgesetzen. Hierzu zählt auch die Überprüfung auf frühere Fälle von Arbeitsrechtsverletzungen und die Beurteilung sowohl von Hauptauftragnehmern als auch von deren Unterauftragnehmern. Sie müssen sicherstellen, dass die arbeitsrechtlichen Bestimmungen zu Kinderarbeit auf allen Ebenen Ihrer Lieferkette eingehalten werden, nicht nur von Lieferanten der ersten Ebene. Tools wie die Lösung für das Management von Unterauftragnehmern von Avetta helfen Ihrem Unternehmen dabei, diese erweiterte Sorgfaltspflicht zu erfüllen.
  1. Erwartungen klar formulieren: Nehmen Sie spezifische Klauseln zum Verbot von Kinderarbeit in Verträge auf. Dadurch kommunizieren Sie rechtliche und ethische Standards und stellen deren Einhaltung sicher. Derartige Klauseln müssen auch für Unterauftragnehmer verbindlich sein.
  1. Branchen und Regionen genauer unter die Lupe nehmen, in denen häufig Kinderarbeit vorkommt: Laut den Vereinten Nationen sind das verarbeitende Gewerbe, Bergbau, Bauwesen, Landwirtschaft und haushaltliche Dienstleistungen Branchen, die besonderes Augenmerk erfordern. Die Regionen mit den höchsten Raten an Kinderarbeit sind Afrika, Asien und der Pazifikraum.

Während der Zusammenarbeit mit einem Lieferanten:

  1. Regelmäßige, umfassende Audits der Lieferkette durchführen: Führen Sie regelmäßige Inspektionen und unangekündigte Audits hinsichtlich der Compliance mit Ihren Richtlinien zur Bekämpfung der Kinderarbeit durch – nicht nur bei Lieferanten der ersten Ebene, sondern über die gesamte Lieferkette hinweg.

    Michael Ford, HSE & Sustainability Principle bei Avetta, erläutert: „Viele Managementprogramme zur Due-Diligence-Prüfung von Lieferanten konzentrieren sich auf Lieferanten der obersten Ebenen, also diejenigen, die Verträge erhalten. Dabei bleiben leider die Lieferanten der unteren Ebenen, die zur Erbringung von Dienstleistungen herangezogen werden, ebenso wie die Risiken auf diesen Ebenen unbeachtet.“
  1. Fortlaufende Schulung und Unterstützung anbieten: Verlangen Sie Schulungen und stellen Sie Ressourcen nicht nur für Hauptauftragnehmer, sondern auch für deren Unterauftragnehmer zur Verfügung. Dadurch kommunizieren Sie die Bedeutung der Einhaltung von Arbeitsgesetzen und die Auswirkungen von Kinderarbeit.
  1. Transparenz und Kommunikation fördern: Die Beziehungen zu Ihren Lieferanten sollten von Transparenz geprägt sein. Schaffen Sie einen Prozess für offene Kommunikation und entsprechendes Feedback, in dem sämtliche Lieferanten in Ihrer Lieferkette an einem kontinuierlichen Dialog über die Einhaltung Ihrer Standards in Bezug auf Kinderarbeit teilnehmen können. Eine der besten Möglichkeiten hierfür sind digitale Tools, die eine kontinuierliche Übersicht Ihrer Lieferanten sowie die Kommunikation mit ihnen ermöglichen.

Nach der Aufdeckung von Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette:

  1. Sofortige und umfassende Abhilfepläne umsetzen: Setzen Sie Korrekturmaßnahmen um, die das unmittelbare Wohlergehen der eingesetzten Kinder betreffen und gehen Sie die entsprechenden Arbeitspraktiken an den Standorten der betroffenen Auftragnehmer und Unterauftragnehmer an.

    Ein solcher Plan muss nicht unbedingt die Beendigung der Geschäftsbeziehung mit dem betreffenden Lieferanten umfassen. Laut Katie Martin, Director of Sustainability bei Avetta, „kann die unmittelbare Beendigung von Geschäftsbeziehungen Gefährdete in Bedingungen drängen, in denen sie noch mehr ausgebeutet werden. Stattdessen gilt es, herauszufinden, wie sich das Risiko am besten beseitigen lässt. Hierzu könnte gehören, dass die Kinder angemessene PSA (persönliche Schutzausrüstung) für die Arbeit erhalten, keine schweren oder gefährlichen Maschinen bedienen und mindestens fünf Stunden am Tag zur Schule gehen.“
  1. Melden und zusammenarbeiten: Arbeiten Sie mit vor Ort zuständigen Behörden und ggf. mit internationalen Gremien zusammen, sodass die Probleme in einer Weise gemeldet und behoben werden, die das Wohl der betroffenen Kinder in den Vordergrund stellt.
  1. Überprüfen und verstärkt überwachen: Beurteilen Sie die Wirksamkeit vorhandener Überwachungsprozesse sowie entsprechender Mechanismen und Tools. Entwickeln Sie anschließend einen Plan zu deren Verbesserung und setzen Sie diesen um, sodass es künftig zu keinen weiteren Vorfällen kommt.

Fazit

Die Verhinderung von Kinderarbeit ist ein wichtiges Menschenrechtsanliegen, das bei allen international tätigen Unternehmen auf der Tagesordnung stehen muss. Es ist gut zu wissen, dass Unternehmen durch proaktives Lieferkettenmanagement mit strengen Due-Dilligence-Prüfungen, kontinuierlicher Überwachung und umfassender Aufklärung auf allen Ebenen dazu beitragen können, Kinderarbeit wirksam zu reduzieren. Wenden Sie sich an das Team von Avetta, wenn Ihr Unternehmen fachkundigen Rat zu Maßnahmen für die Bekämpfung von Kinderarbeit in der Lieferkette (insbesondere auf den unteren Ebenen) benötigt. Gemeinsam schaffen wir ein von Verantwortungsbewusstsein und Compliance geprägtes Umfeld in der Lieferkette, in dem wir „unsere Verpflichtungen zur Abschaffung von Kinderarbeit erfüllen“.

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Operations
Rechtsabteilung
Lieferkettenrisiko
Azad Sadr ist ein anerkannter und erfolgreicher Spezialist im Bereich Content-Marketing mit mehr als 14 Jahren Erfahrung bei der Steigerung von Umsatz und Wachstum durch Content- und Demand-Generation-Marketing. Er hat an der University of Chicago promoviert und betätigt sich als Autor belletristischer Literatur, gibt Kurse über die Dichtung Rumis und veröffentlicht gelegentlich Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften.
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Wie Sie Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette ausschließen

Erfahren Sie, wie Sie Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette bekämpfen. Lernen Sie wirksame Strategien für die Überwachung von Lieferanten, die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen, die Integration von Klauseln zur Verhinderung von Kinderarbeit und vieles mehr kennen. Dadurch verhindern Sie Menschenrechtsverstöße und mindern die Risiken für Ihr Unternehmen.

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Wichtigste Erkenntnisse:

  • Kinderarbeit ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte, bei dem schädliche Arbeit die Gesundheit, Sicherheit und seelische Entwicklung von Kindern gefährdet.
  • Zu den Ursachen von Kinderarbeit gehören Armut, fehlender Zugang zu Bildung, kulturelle Normen, Überlebensstrategien in Konfliktregionen sowie unzureichende Gesetze und die unzureichende Durchsetzung von Gesetzen.
  • Risiken für Unternehmen im Zusammenhang mit Kinderarbeit sind Rufschädigung sowie rechtliche, finanzielle, operative und vertragliche Risiken.
  • Wirksame Maßnahmen zur Verhinderung von Kinderarbeit sind die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen auf allen Lieferantenebenen, die Aufnahme von Klauseln zur Verhinderung von Kinderarbeit in Verträgen, die Durchführung regelmäßiger Lieferantenaudits, die Durchführung von Schulungen und die sofortige Umsetzung von Abhilfeplänen, sobald Kinderarbeit aufgedeckt wird.

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Bekämpfung von Kinderarbeit in globalen Lieferketten

Weltweit sind über 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen. Zwar konnte Kinderarbeit in den letzten Jahrzehnten weltweit stetig zurückgedrängt werden, jedoch sind in Folge der COVID-19-Pandemie mehr Familien in Armut geraten, was Millionen weiterer Kinder zur Kinderarbeit zwingt. Dies wiederum hat die Lieferketten anfälliger für diese tragische Menschenrechtsverletzung gemacht, was ein entschlossenes Handeln von internationalen Unternehmen und Organisationen erfordert.

Der diesjährige Welttag gegen Kinderarbeit fand am 12. Juni statt und stand unter dem Motto „Let’s act on our commitments: End Child Labor!“ Dieser Beitrag beleuchtet diese wichtige Menschenrechtsangelegenheit, indem er folgende Punkte erläutert:

  1. Was Kinderarbeit ist und welche Ursachen sie hat
  1. Die Risiken, die sich aus Kinderarbeit in Lieferketten ergeben
  1. Best Practices für die Verhinderung von Kinderarbeit

Was ist Kinderarbeit?

In Verbindung mit den Themen Zwangsarbeit und moderne Sklaverei definieren die Vereinten Nationen Kinderarbeit als „Arbeiten, für die Kinder zu jung sind, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten“. Zu diesen Arbeiten gehören ausbeuterische Arbeit in Industrie, Landwirtschaft und Bergbau sowie Zwangsarbeit im Rahmen moderner Sklaverei. Diese Arbeiten sind mitunter extrem gefährlich. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass 73 Millionen Kinder unter unsicheren Bedingungen arbeiten, was jedes Jahr etwa 22.000 arbeitsbedingte Todesfälle unter Kindern zur Folge hat.

Kinderarbeit hat mehrere Ursachen. Dazu gehören:

  • Armut und wirtschaftliche Faktoren: Die häufigste Ursache für Kinderarbeit ist Armut. Familien sind häufig auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen, sodass Kinder schon in jungen Jahren zur Arbeit gezwungen werden.
  • Mangelnder Zugang zu Bildung: In Gegenden, in denen kein Zugang zu Bildung besteht oder dieser Zugang unerschwinglich ist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Kinder schon in jungen Jahren arbeiten müssen. Ein verstärkender Faktor sind Überzeugungen, dass durch Arbeit Kompetenzen entwickelt werden, die vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Realität relevanter sind als formale Bildung.
  • Kulturelle Faktoren: In bestimmten Kulturen gilt Kinderarbeit als die Norm. Dort wird von Kindern erwartet, dass sie sich von klein auf an der Arbeit der Familie beteiligen und zu ihrem Einkommen beitragen.
  • Überlebensstrategien von Familien: In Konfliktregionen oder zerrütteten Gesellschaften stellt Kinderarbeit eine Überlebensstrategie dar. In einem derartigen Kontext arbeiten Kinder, um ihre Grundbedürfnisse und die ihrer Familien zu decken.

Die Risiken, die sich aus Kinderarbeit in der Lieferkette für Sie ergeben

Kinderarbeit ist nicht nur eine Menschenrechtsverletzung mit weitreichenden Folgen für Opfer, sondern bedeutet auch eine Reihe von Risiken für Unternehmen und ihre Lieferketten. Das Verständnis dieser Risiken hilft Unternehmensleitungen bei der Begründung eines finanziell und moralisch motivierten Business Case zur Bekämpfung von Kinderarbeit.

Kinderarbeit in der Lieferkette setzt Sie folgenden Risiken aus:

  1. Risiko der Rufschädigung: Die Aufdeckung von Kinderarbeit in der Lieferkette eines Unternehmens bedeutet unter Umständen eine schwere Rufschädigung. Beispielsweise mussten zwei bekannte US-Sportschuhmarken in den 1990er Jahren Imageschäden hinnehmen, als bekannt wurde, dass in ihren Lieferketten Kinderarbeit stattfindet. Auch nach 30 Jahren mit Initiativen zur Wiedergutmachung ist das Stigma dieser Menschenrechtsverletzungen noch immer vorhanden und beeinträchtigt die Wahrnehmung der Verbraucher:innen und den Markenwert.
  1. Rechtliches Risiko: Unternehmen müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn sie sich in Bezug auf Kinderarbeit in ihren Lieferketten mitschuldig machen oder nachlässig bei der Verhinderung von Kinderarbeit sind. In den letzten zehn Jahren wurde eine Flut von Vorschriften im Zusammenhang mit Zwangs- und Kinderarbeit erlassen, die höhere Anforderungen an die Sorgfaltspflicht und Governance stellen, die Unternehmen bezüglich ihrer Lieferketten gewährleisten müssen. Zuletzt wurde zum 1.1.24 die kanadische Gesetzesvorlage S-211 als Fighting Against Forced Labour and Child Labour in Supply Chains Act umgesetzt, der von großen Unternehmen jährliche Berichte über die Aktivitäten, Richtlinien und Verfahren zur Verhinderung von Zwangs- und Kinderarbeit innerhalb ihrer Belegschaft und ihrer Lieferketten verlangt. Nichteinhaltung kann Geldbußen von bis zu 250.000 CAD nach sich ziehen.
  1. Finanzrisiko: Die Aufdeckung von Kinderarbeit in ihren Lieferketten bedeutet für Unternehmen zudem ein unmittelbares Finanzrisiko durch mögliche Geldstrafen, Verlust von Aufträgen und Kosten für die Umsetzung von Abhilfemaßnahmen. Außerdem sind direkte Auswirkungen auf den Absatz möglich. So war ein großer amerikanischer Modehändler, der in den 2000er Jahren in Indien in Kinderarbeitsskandale verwickelt war, mit Boykotten und erheblichen Gegenreaktionen konfrontiert, die den Absatz und die langfristigen Einnahmen beeinträchtigten.
  1. Operatives Risiko: Kinderarbeit kann Störungen der Betriebsabläufe zur Folge haben, insbesondere wenn behördliche Maßnahmen gegen ein Unternehmen ergriffen werden oder wenn zur Gewährleistung der Compliance dringende Änderungen in der Lieferkette erfolgen müssen.
  1. Vertragliche Risiken: Kinderarbeit kann eine Vertragsverletzung bedeuten und zum Abbruch von Geschäftsbeziehungen führen. Unternehmen erlassen zunehmend strenge Anforderungen an ihre Auftragnehmer in Bezug auf ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und nehmen ESG-Klauseln in ihre Verträge auf. Daher ist es wichtiger denn je, dass Programme und Tools für die ESG-Compliance der Lieferkette vorhanden sind.

Mit welchen Maßnahmen lässt sich Kinderarbeit bekämpfen?

Die gute Nachricht ist, dass Unternehmen Kinderarbeit in ihren Lieferketten mit mehreren entscheidenden Schritten begegnen können:

Vor Aufnahme der Zusammenarbeit mit einem Lieferanten:

  1. Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen: Überprüfen Sie die Arbeitspraktiken Ihrer Auftragnehmer und die Compliance mit lokalen und internationalen Arbeitsgesetzen. Hierzu zählt auch die Überprüfung auf frühere Fälle von Arbeitsrechtsverletzungen und die Beurteilung sowohl von Hauptauftragnehmern als auch von deren Unterauftragnehmern. Sie müssen sicherstellen, dass die arbeitsrechtlichen Bestimmungen zu Kinderarbeit auf allen Ebenen Ihrer Lieferkette eingehalten werden, nicht nur von Lieferanten der ersten Ebene. Tools wie die Lösung für das Management von Unterauftragnehmern von Avetta helfen Ihrem Unternehmen dabei, diese erweiterte Sorgfaltspflicht zu erfüllen.
  1. Erwartungen klar formulieren: Nehmen Sie spezifische Klauseln zum Verbot von Kinderarbeit in Verträge auf. Dadurch kommunizieren Sie rechtliche und ethische Standards und stellen deren Einhaltung sicher. Derartige Klauseln müssen auch für Unterauftragnehmer verbindlich sein.
  1. Branchen und Regionen genauer unter die Lupe nehmen, in denen häufig Kinderarbeit vorkommt: Laut den Vereinten Nationen sind das verarbeitende Gewerbe, Bergbau, Bauwesen, Landwirtschaft und haushaltliche Dienstleistungen Branchen, die besonderes Augenmerk erfordern. Die Regionen mit den höchsten Raten an Kinderarbeit sind Afrika, Asien und der Pazifikraum.

Während der Zusammenarbeit mit einem Lieferanten:

  1. Regelmäßige, umfassende Audits der Lieferkette durchführen: Führen Sie regelmäßige Inspektionen und unangekündigte Audits hinsichtlich der Compliance mit Ihren Richtlinien zur Bekämpfung der Kinderarbeit durch – nicht nur bei Lieferanten der ersten Ebene, sondern über die gesamte Lieferkette hinweg.

    Michael Ford, HSE & Sustainability Principle bei Avetta, erläutert: „Viele Managementprogramme zur Due-Diligence-Prüfung von Lieferanten konzentrieren sich auf Lieferanten der obersten Ebenen, also diejenigen, die Verträge erhalten. Dabei bleiben leider die Lieferanten der unteren Ebenen, die zur Erbringung von Dienstleistungen herangezogen werden, ebenso wie die Risiken auf diesen Ebenen unbeachtet.“
  1. Fortlaufende Schulung und Unterstützung anbieten: Verlangen Sie Schulungen und stellen Sie Ressourcen nicht nur für Hauptauftragnehmer, sondern auch für deren Unterauftragnehmer zur Verfügung. Dadurch kommunizieren Sie die Bedeutung der Einhaltung von Arbeitsgesetzen und die Auswirkungen von Kinderarbeit.
  1. Transparenz und Kommunikation fördern: Die Beziehungen zu Ihren Lieferanten sollten von Transparenz geprägt sein. Schaffen Sie einen Prozess für offene Kommunikation und entsprechendes Feedback, in dem sämtliche Lieferanten in Ihrer Lieferkette an einem kontinuierlichen Dialog über die Einhaltung Ihrer Standards in Bezug auf Kinderarbeit teilnehmen können. Eine der besten Möglichkeiten hierfür sind digitale Tools, die eine kontinuierliche Übersicht Ihrer Lieferanten sowie die Kommunikation mit ihnen ermöglichen.

Nach der Aufdeckung von Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette:

  1. Sofortige und umfassende Abhilfepläne umsetzen: Setzen Sie Korrekturmaßnahmen um, die das unmittelbare Wohlergehen der eingesetzten Kinder betreffen und gehen Sie die entsprechenden Arbeitspraktiken an den Standorten der betroffenen Auftragnehmer und Unterauftragnehmer an.

    Ein solcher Plan muss nicht unbedingt die Beendigung der Geschäftsbeziehung mit dem betreffenden Lieferanten umfassen. Laut Katie Martin, Director of Sustainability bei Avetta, „kann die unmittelbare Beendigung von Geschäftsbeziehungen Gefährdete in Bedingungen drängen, in denen sie noch mehr ausgebeutet werden. Stattdessen gilt es, herauszufinden, wie sich das Risiko am besten beseitigen lässt. Hierzu könnte gehören, dass die Kinder angemessene PSA (persönliche Schutzausrüstung) für die Arbeit erhalten, keine schweren oder gefährlichen Maschinen bedienen und mindestens fünf Stunden am Tag zur Schule gehen.“
  1. Melden und zusammenarbeiten: Arbeiten Sie mit vor Ort zuständigen Behörden und ggf. mit internationalen Gremien zusammen, sodass die Probleme in einer Weise gemeldet und behoben werden, die das Wohl der betroffenen Kinder in den Vordergrund stellt.
  1. Überprüfen und verstärkt überwachen: Beurteilen Sie die Wirksamkeit vorhandener Überwachungsprozesse sowie entsprechender Mechanismen und Tools. Entwickeln Sie anschließend einen Plan zu deren Verbesserung und setzen Sie diesen um, sodass es künftig zu keinen weiteren Vorfällen kommt.

Fazit

Die Verhinderung von Kinderarbeit ist ein wichtiges Menschenrechtsanliegen, das bei allen international tätigen Unternehmen auf der Tagesordnung stehen muss. Es ist gut zu wissen, dass Unternehmen durch proaktives Lieferkettenmanagement mit strengen Due-Dilligence-Prüfungen, kontinuierlicher Überwachung und umfassender Aufklärung auf allen Ebenen dazu beitragen können, Kinderarbeit wirksam zu reduzieren. Wenden Sie sich an das Team von Avetta, wenn Ihr Unternehmen fachkundigen Rat zu Maßnahmen für die Bekämpfung von Kinderarbeit in der Lieferkette (insbesondere auf den unteren Ebenen) benötigt. Gemeinsam schaffen wir ein von Verantwortungsbewusstsein und Compliance geprägtes Umfeld in der Lieferkette, in dem wir „unsere Verpflichtungen zur Abschaffung von Kinderarbeit erfüllen“.

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  • Risiken für Unternehmen im Zusammenhang mit Kinderarbeit sind Rufschädigung sowie rechtliche, finanzielle, operative und vertragliche Risiken.
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Weltweit sind über 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen. Zwar konnte Kinderarbeit in den letzten Jahrzehnten weltweit stetig zurückgedrängt werden, jedoch sind in Folge der COVID-19-Pandemie mehr Familien in Armut geraten, was Millionen weiterer Kinder zur Kinderarbeit zwingt. Dies wiederum hat die Lieferketten anfälliger für diese tragische Menschenrechtsverletzung gemacht, was ein entschlossenes Handeln von internationalen Unternehmen und Organisationen erfordert.

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Was ist Kinderarbeit?

In Verbindung mit den Themen Zwangsarbeit und moderne Sklaverei definieren die Vereinten Nationen Kinderarbeit als „Arbeiten, für die Kinder zu jung sind, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten“. Zu diesen Arbeiten gehören ausbeuterische Arbeit in Industrie, Landwirtschaft und Bergbau sowie Zwangsarbeit im Rahmen moderner Sklaverei. Diese Arbeiten sind mitunter extrem gefährlich. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass 73 Millionen Kinder unter unsicheren Bedingungen arbeiten, was jedes Jahr etwa 22.000 arbeitsbedingte Todesfälle unter Kindern zur Folge hat.

Kinderarbeit hat mehrere Ursachen. Dazu gehören:

  • Armut und wirtschaftliche Faktoren: Die häufigste Ursache für Kinderarbeit ist Armut. Familien sind häufig auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen, sodass Kinder schon in jungen Jahren zur Arbeit gezwungen werden.
  • Mangelnder Zugang zu Bildung: In Gegenden, in denen kein Zugang zu Bildung besteht oder dieser Zugang unerschwinglich ist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Kinder schon in jungen Jahren arbeiten müssen. Ein verstärkender Faktor sind Überzeugungen, dass durch Arbeit Kompetenzen entwickelt werden, die vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Realität relevanter sind als formale Bildung.
  • Kulturelle Faktoren: In bestimmten Kulturen gilt Kinderarbeit als die Norm. Dort wird von Kindern erwartet, dass sie sich von klein auf an der Arbeit der Familie beteiligen und zu ihrem Einkommen beitragen.
  • Überlebensstrategien von Familien: In Konfliktregionen oder zerrütteten Gesellschaften stellt Kinderarbeit eine Überlebensstrategie dar. In einem derartigen Kontext arbeiten Kinder, um ihre Grundbedürfnisse und die ihrer Familien zu decken.

Die Risiken, die sich aus Kinderarbeit in der Lieferkette für Sie ergeben

Kinderarbeit ist nicht nur eine Menschenrechtsverletzung mit weitreichenden Folgen für Opfer, sondern bedeutet auch eine Reihe von Risiken für Unternehmen und ihre Lieferketten. Das Verständnis dieser Risiken hilft Unternehmensleitungen bei der Begründung eines finanziell und moralisch motivierten Business Case zur Bekämpfung von Kinderarbeit.

Kinderarbeit in der Lieferkette setzt Sie folgenden Risiken aus:

  1. Risiko der Rufschädigung: Die Aufdeckung von Kinderarbeit in der Lieferkette eines Unternehmens bedeutet unter Umständen eine schwere Rufschädigung. Beispielsweise mussten zwei bekannte US-Sportschuhmarken in den 1990er Jahren Imageschäden hinnehmen, als bekannt wurde, dass in ihren Lieferketten Kinderarbeit stattfindet. Auch nach 30 Jahren mit Initiativen zur Wiedergutmachung ist das Stigma dieser Menschenrechtsverletzungen noch immer vorhanden und beeinträchtigt die Wahrnehmung der Verbraucher:innen und den Markenwert.
  1. Rechtliches Risiko: Unternehmen müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn sie sich in Bezug auf Kinderarbeit in ihren Lieferketten mitschuldig machen oder nachlässig bei der Verhinderung von Kinderarbeit sind. In den letzten zehn Jahren wurde eine Flut von Vorschriften im Zusammenhang mit Zwangs- und Kinderarbeit erlassen, die höhere Anforderungen an die Sorgfaltspflicht und Governance stellen, die Unternehmen bezüglich ihrer Lieferketten gewährleisten müssen. Zuletzt wurde zum 1.1.24 die kanadische Gesetzesvorlage S-211 als Fighting Against Forced Labour and Child Labour in Supply Chains Act umgesetzt, der von großen Unternehmen jährliche Berichte über die Aktivitäten, Richtlinien und Verfahren zur Verhinderung von Zwangs- und Kinderarbeit innerhalb ihrer Belegschaft und ihrer Lieferketten verlangt. Nichteinhaltung kann Geldbußen von bis zu 250.000 CAD nach sich ziehen.
  1. Finanzrisiko: Die Aufdeckung von Kinderarbeit in ihren Lieferketten bedeutet für Unternehmen zudem ein unmittelbares Finanzrisiko durch mögliche Geldstrafen, Verlust von Aufträgen und Kosten für die Umsetzung von Abhilfemaßnahmen. Außerdem sind direkte Auswirkungen auf den Absatz möglich. So war ein großer amerikanischer Modehändler, der in den 2000er Jahren in Indien in Kinderarbeitsskandale verwickelt war, mit Boykotten und erheblichen Gegenreaktionen konfrontiert, die den Absatz und die langfristigen Einnahmen beeinträchtigten.
  1. Operatives Risiko: Kinderarbeit kann Störungen der Betriebsabläufe zur Folge haben, insbesondere wenn behördliche Maßnahmen gegen ein Unternehmen ergriffen werden oder wenn zur Gewährleistung der Compliance dringende Änderungen in der Lieferkette erfolgen müssen.
  1. Vertragliche Risiken: Kinderarbeit kann eine Vertragsverletzung bedeuten und zum Abbruch von Geschäftsbeziehungen führen. Unternehmen erlassen zunehmend strenge Anforderungen an ihre Auftragnehmer in Bezug auf ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und nehmen ESG-Klauseln in ihre Verträge auf. Daher ist es wichtiger denn je, dass Programme und Tools für die ESG-Compliance der Lieferkette vorhanden sind.

Mit welchen Maßnahmen lässt sich Kinderarbeit bekämpfen?

Die gute Nachricht ist, dass Unternehmen Kinderarbeit in ihren Lieferketten mit mehreren entscheidenden Schritten begegnen können:

Vor Aufnahme der Zusammenarbeit mit einem Lieferanten:

  1. Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen: Überprüfen Sie die Arbeitspraktiken Ihrer Auftragnehmer und die Compliance mit lokalen und internationalen Arbeitsgesetzen. Hierzu zählt auch die Überprüfung auf frühere Fälle von Arbeitsrechtsverletzungen und die Beurteilung sowohl von Hauptauftragnehmern als auch von deren Unterauftragnehmern. Sie müssen sicherstellen, dass die arbeitsrechtlichen Bestimmungen zu Kinderarbeit auf allen Ebenen Ihrer Lieferkette eingehalten werden, nicht nur von Lieferanten der ersten Ebene. Tools wie die Lösung für das Management von Unterauftragnehmern von Avetta helfen Ihrem Unternehmen dabei, diese erweiterte Sorgfaltspflicht zu erfüllen.
  1. Erwartungen klar formulieren: Nehmen Sie spezifische Klauseln zum Verbot von Kinderarbeit in Verträge auf. Dadurch kommunizieren Sie rechtliche und ethische Standards und stellen deren Einhaltung sicher. Derartige Klauseln müssen auch für Unterauftragnehmer verbindlich sein.
  1. Branchen und Regionen genauer unter die Lupe nehmen, in denen häufig Kinderarbeit vorkommt: Laut den Vereinten Nationen sind das verarbeitende Gewerbe, Bergbau, Bauwesen, Landwirtschaft und haushaltliche Dienstleistungen Branchen, die besonderes Augenmerk erfordern. Die Regionen mit den höchsten Raten an Kinderarbeit sind Afrika, Asien und der Pazifikraum.

Während der Zusammenarbeit mit einem Lieferanten:

  1. Regelmäßige, umfassende Audits der Lieferkette durchführen: Führen Sie regelmäßige Inspektionen und unangekündigte Audits hinsichtlich der Compliance mit Ihren Richtlinien zur Bekämpfung der Kinderarbeit durch – nicht nur bei Lieferanten der ersten Ebene, sondern über die gesamte Lieferkette hinweg.

    Michael Ford, HSE & Sustainability Principle bei Avetta, erläutert: „Viele Managementprogramme zur Due-Diligence-Prüfung von Lieferanten konzentrieren sich auf Lieferanten der obersten Ebenen, also diejenigen, die Verträge erhalten. Dabei bleiben leider die Lieferanten der unteren Ebenen, die zur Erbringung von Dienstleistungen herangezogen werden, ebenso wie die Risiken auf diesen Ebenen unbeachtet.“
  1. Fortlaufende Schulung und Unterstützung anbieten: Verlangen Sie Schulungen und stellen Sie Ressourcen nicht nur für Hauptauftragnehmer, sondern auch für deren Unterauftragnehmer zur Verfügung. Dadurch kommunizieren Sie die Bedeutung der Einhaltung von Arbeitsgesetzen und die Auswirkungen von Kinderarbeit.
  1. Transparenz und Kommunikation fördern: Die Beziehungen zu Ihren Lieferanten sollten von Transparenz geprägt sein. Schaffen Sie einen Prozess für offene Kommunikation und entsprechendes Feedback, in dem sämtliche Lieferanten in Ihrer Lieferkette an einem kontinuierlichen Dialog über die Einhaltung Ihrer Standards in Bezug auf Kinderarbeit teilnehmen können. Eine der besten Möglichkeiten hierfür sind digitale Tools, die eine kontinuierliche Übersicht Ihrer Lieferanten sowie die Kommunikation mit ihnen ermöglichen.

Nach der Aufdeckung von Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette:

  1. Sofortige und umfassende Abhilfepläne umsetzen: Setzen Sie Korrekturmaßnahmen um, die das unmittelbare Wohlergehen der eingesetzten Kinder betreffen und gehen Sie die entsprechenden Arbeitspraktiken an den Standorten der betroffenen Auftragnehmer und Unterauftragnehmer an.

    Ein solcher Plan muss nicht unbedingt die Beendigung der Geschäftsbeziehung mit dem betreffenden Lieferanten umfassen. Laut Katie Martin, Director of Sustainability bei Avetta, „kann die unmittelbare Beendigung von Geschäftsbeziehungen Gefährdete in Bedingungen drängen, in denen sie noch mehr ausgebeutet werden. Stattdessen gilt es, herauszufinden, wie sich das Risiko am besten beseitigen lässt. Hierzu könnte gehören, dass die Kinder angemessene PSA (persönliche Schutzausrüstung) für die Arbeit erhalten, keine schweren oder gefährlichen Maschinen bedienen und mindestens fünf Stunden am Tag zur Schule gehen.“
  1. Melden und zusammenarbeiten: Arbeiten Sie mit vor Ort zuständigen Behörden und ggf. mit internationalen Gremien zusammen, sodass die Probleme in einer Weise gemeldet und behoben werden, die das Wohl der betroffenen Kinder in den Vordergrund stellt.
  1. Überprüfen und verstärkt überwachen: Beurteilen Sie die Wirksamkeit vorhandener Überwachungsprozesse sowie entsprechender Mechanismen und Tools. Entwickeln Sie anschließend einen Plan zu deren Verbesserung und setzen Sie diesen um, sodass es künftig zu keinen weiteren Vorfällen kommt.

Fazit

Die Verhinderung von Kinderarbeit ist ein wichtiges Menschenrechtsanliegen, das bei allen international tätigen Unternehmen auf der Tagesordnung stehen muss. Es ist gut zu wissen, dass Unternehmen durch proaktives Lieferkettenmanagement mit strengen Due-Dilligence-Prüfungen, kontinuierlicher Überwachung und umfassender Aufklärung auf allen Ebenen dazu beitragen können, Kinderarbeit wirksam zu reduzieren. Wenden Sie sich an das Team von Avetta, wenn Ihr Unternehmen fachkundigen Rat zu Maßnahmen für die Bekämpfung von Kinderarbeit in der Lieferkette (insbesondere auf den unteren Ebenen) benötigt. Gemeinsam schaffen wir ein von Verantwortungsbewusstsein und Compliance geprägtes Umfeld in der Lieferkette, in dem wir „unsere Verpflichtungen zur Abschaffung von Kinderarbeit erfüllen“.

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Azad Sadr ist ein anerkannter und erfolgreicher Spezialist im Bereich Content-Marketing mit mehr als 14 Jahren Erfahrung bei der Steigerung von Umsatz und Wachstum durch Content- und Demand-Generation-Marketing. Er hat an der University of Chicago promoviert und betätigt sich als Autor belletristischer Literatur, gibt Kurse über die Dichtung Rumis und veröffentlicht gelegentlich Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften.
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Wie Sie Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette ausschließen

Erfahren Sie, wie Sie Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette bekämpfen. Lernen Sie wirksame Strategien für die Überwachung von Lieferanten, die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen, die Integration von Klauseln zur Verhinderung von Kinderarbeit und vieles mehr kennen. Dadurch verhindern Sie Menschenrechtsverstöße und mindern die Risiken für Ihr Unternehmen.

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Wie Sie Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette ausschließen

Erfahren Sie, wie Sie Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette bekämpfen. Lernen Sie wirksame Strategien für die Überwachung von Lieferanten, die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen, die Integration von Klauseln zur Verhinderung von Kinderarbeit und vieles mehr kennen. Dadurch verhindern Sie Menschenrechtsverstöße und mindern die Risiken für Ihr Unternehmen.

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Wichtigste Erkenntnisse:

  • Kinderarbeit ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte, bei dem schädliche Arbeit die Gesundheit, Sicherheit und seelische Entwicklung von Kindern gefährdet.
  • Zu den Ursachen von Kinderarbeit gehören Armut, fehlender Zugang zu Bildung, kulturelle Normen, Überlebensstrategien in Konfliktregionen sowie unzureichende Gesetze und die unzureichende Durchsetzung von Gesetzen.
  • Risiken für Unternehmen im Zusammenhang mit Kinderarbeit sind Rufschädigung sowie rechtliche, finanzielle, operative und vertragliche Risiken.
  • Wirksame Maßnahmen zur Verhinderung von Kinderarbeit sind die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen auf allen Lieferantenebenen, die Aufnahme von Klauseln zur Verhinderung von Kinderarbeit in Verträgen, die Durchführung regelmäßiger Lieferantenaudits, die Durchführung von Schulungen und die sofortige Umsetzung von Abhilfeplänen, sobald Kinderarbeit aufgedeckt wird.

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Bekämpfung von Kinderarbeit in globalen Lieferketten

Weltweit sind über 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen. Zwar konnte Kinderarbeit in den letzten Jahrzehnten weltweit stetig zurückgedrängt werden, jedoch sind in Folge der COVID-19-Pandemie mehr Familien in Armut geraten, was Millionen weiterer Kinder zur Kinderarbeit zwingt. Dies wiederum hat die Lieferketten anfälliger für diese tragische Menschenrechtsverletzung gemacht, was ein entschlossenes Handeln von internationalen Unternehmen und Organisationen erfordert.

Der diesjährige Welttag gegen Kinderarbeit fand am 12. Juni statt und stand unter dem Motto „Let’s act on our commitments: End Child Labor!“ Dieser Beitrag beleuchtet diese wichtige Menschenrechtsangelegenheit, indem er folgende Punkte erläutert:

  1. Was Kinderarbeit ist und welche Ursachen sie hat
  1. Die Risiken, die sich aus Kinderarbeit in Lieferketten ergeben
  1. Best Practices für die Verhinderung von Kinderarbeit

Was ist Kinderarbeit?

In Verbindung mit den Themen Zwangsarbeit und moderne Sklaverei definieren die Vereinten Nationen Kinderarbeit als „Arbeiten, für die Kinder zu jung sind, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten“. Zu diesen Arbeiten gehören ausbeuterische Arbeit in Industrie, Landwirtschaft und Bergbau sowie Zwangsarbeit im Rahmen moderner Sklaverei. Diese Arbeiten sind mitunter extrem gefährlich. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass 73 Millionen Kinder unter unsicheren Bedingungen arbeiten, was jedes Jahr etwa 22.000 arbeitsbedingte Todesfälle unter Kindern zur Folge hat.

Kinderarbeit hat mehrere Ursachen. Dazu gehören:

  • Armut und wirtschaftliche Faktoren: Die häufigste Ursache für Kinderarbeit ist Armut. Familien sind häufig auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen, sodass Kinder schon in jungen Jahren zur Arbeit gezwungen werden.
  • Mangelnder Zugang zu Bildung: In Gegenden, in denen kein Zugang zu Bildung besteht oder dieser Zugang unerschwinglich ist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Kinder schon in jungen Jahren arbeiten müssen. Ein verstärkender Faktor sind Überzeugungen, dass durch Arbeit Kompetenzen entwickelt werden, die vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Realität relevanter sind als formale Bildung.
  • Kulturelle Faktoren: In bestimmten Kulturen gilt Kinderarbeit als die Norm. Dort wird von Kindern erwartet, dass sie sich von klein auf an der Arbeit der Familie beteiligen und zu ihrem Einkommen beitragen.
  • Überlebensstrategien von Familien: In Konfliktregionen oder zerrütteten Gesellschaften stellt Kinderarbeit eine Überlebensstrategie dar. In einem derartigen Kontext arbeiten Kinder, um ihre Grundbedürfnisse und die ihrer Familien zu decken.

Die Risiken, die sich aus Kinderarbeit in der Lieferkette für Sie ergeben

Kinderarbeit ist nicht nur eine Menschenrechtsverletzung mit weitreichenden Folgen für Opfer, sondern bedeutet auch eine Reihe von Risiken für Unternehmen und ihre Lieferketten. Das Verständnis dieser Risiken hilft Unternehmensleitungen bei der Begründung eines finanziell und moralisch motivierten Business Case zur Bekämpfung von Kinderarbeit.

Kinderarbeit in der Lieferkette setzt Sie folgenden Risiken aus:

  1. Risiko der Rufschädigung: Die Aufdeckung von Kinderarbeit in der Lieferkette eines Unternehmens bedeutet unter Umständen eine schwere Rufschädigung. Beispielsweise mussten zwei bekannte US-Sportschuhmarken in den 1990er Jahren Imageschäden hinnehmen, als bekannt wurde, dass in ihren Lieferketten Kinderarbeit stattfindet. Auch nach 30 Jahren mit Initiativen zur Wiedergutmachung ist das Stigma dieser Menschenrechtsverletzungen noch immer vorhanden und beeinträchtigt die Wahrnehmung der Verbraucher:innen und den Markenwert.
  1. Rechtliches Risiko: Unternehmen müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn sie sich in Bezug auf Kinderarbeit in ihren Lieferketten mitschuldig machen oder nachlässig bei der Verhinderung von Kinderarbeit sind. In den letzten zehn Jahren wurde eine Flut von Vorschriften im Zusammenhang mit Zwangs- und Kinderarbeit erlassen, die höhere Anforderungen an die Sorgfaltspflicht und Governance stellen, die Unternehmen bezüglich ihrer Lieferketten gewährleisten müssen. Zuletzt wurde zum 1.1.24 die kanadische Gesetzesvorlage S-211 als Fighting Against Forced Labour and Child Labour in Supply Chains Act umgesetzt, der von großen Unternehmen jährliche Berichte über die Aktivitäten, Richtlinien und Verfahren zur Verhinderung von Zwangs- und Kinderarbeit innerhalb ihrer Belegschaft und ihrer Lieferketten verlangt. Nichteinhaltung kann Geldbußen von bis zu 250.000 CAD nach sich ziehen.
  1. Finanzrisiko: Die Aufdeckung von Kinderarbeit in ihren Lieferketten bedeutet für Unternehmen zudem ein unmittelbares Finanzrisiko durch mögliche Geldstrafen, Verlust von Aufträgen und Kosten für die Umsetzung von Abhilfemaßnahmen. Außerdem sind direkte Auswirkungen auf den Absatz möglich. So war ein großer amerikanischer Modehändler, der in den 2000er Jahren in Indien in Kinderarbeitsskandale verwickelt war, mit Boykotten und erheblichen Gegenreaktionen konfrontiert, die den Absatz und die langfristigen Einnahmen beeinträchtigten.
  1. Operatives Risiko: Kinderarbeit kann Störungen der Betriebsabläufe zur Folge haben, insbesondere wenn behördliche Maßnahmen gegen ein Unternehmen ergriffen werden oder wenn zur Gewährleistung der Compliance dringende Änderungen in der Lieferkette erfolgen müssen.
  1. Vertragliche Risiken: Kinderarbeit kann eine Vertragsverletzung bedeuten und zum Abbruch von Geschäftsbeziehungen führen. Unternehmen erlassen zunehmend strenge Anforderungen an ihre Auftragnehmer in Bezug auf ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und nehmen ESG-Klauseln in ihre Verträge auf. Daher ist es wichtiger denn je, dass Programme und Tools für die ESG-Compliance der Lieferkette vorhanden sind.

Mit welchen Maßnahmen lässt sich Kinderarbeit bekämpfen?

Die gute Nachricht ist, dass Unternehmen Kinderarbeit in ihren Lieferketten mit mehreren entscheidenden Schritten begegnen können:

Vor Aufnahme der Zusammenarbeit mit einem Lieferanten:

  1. Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen: Überprüfen Sie die Arbeitspraktiken Ihrer Auftragnehmer und die Compliance mit lokalen und internationalen Arbeitsgesetzen. Hierzu zählt auch die Überprüfung auf frühere Fälle von Arbeitsrechtsverletzungen und die Beurteilung sowohl von Hauptauftragnehmern als auch von deren Unterauftragnehmern. Sie müssen sicherstellen, dass die arbeitsrechtlichen Bestimmungen zu Kinderarbeit auf allen Ebenen Ihrer Lieferkette eingehalten werden, nicht nur von Lieferanten der ersten Ebene. Tools wie die Lösung für das Management von Unterauftragnehmern von Avetta helfen Ihrem Unternehmen dabei, diese erweiterte Sorgfaltspflicht zu erfüllen.
  1. Erwartungen klar formulieren: Nehmen Sie spezifische Klauseln zum Verbot von Kinderarbeit in Verträge auf. Dadurch kommunizieren Sie rechtliche und ethische Standards und stellen deren Einhaltung sicher. Derartige Klauseln müssen auch für Unterauftragnehmer verbindlich sein.
  1. Branchen und Regionen genauer unter die Lupe nehmen, in denen häufig Kinderarbeit vorkommt: Laut den Vereinten Nationen sind das verarbeitende Gewerbe, Bergbau, Bauwesen, Landwirtschaft und haushaltliche Dienstleistungen Branchen, die besonderes Augenmerk erfordern. Die Regionen mit den höchsten Raten an Kinderarbeit sind Afrika, Asien und der Pazifikraum.

Während der Zusammenarbeit mit einem Lieferanten:

  1. Regelmäßige, umfassende Audits der Lieferkette durchführen: Führen Sie regelmäßige Inspektionen und unangekündigte Audits hinsichtlich der Compliance mit Ihren Richtlinien zur Bekämpfung der Kinderarbeit durch – nicht nur bei Lieferanten der ersten Ebene, sondern über die gesamte Lieferkette hinweg.

    Michael Ford, HSE & Sustainability Principle bei Avetta, erläutert: „Viele Managementprogramme zur Due-Diligence-Prüfung von Lieferanten konzentrieren sich auf Lieferanten der obersten Ebenen, also diejenigen, die Verträge erhalten. Dabei bleiben leider die Lieferanten der unteren Ebenen, die zur Erbringung von Dienstleistungen herangezogen werden, ebenso wie die Risiken auf diesen Ebenen unbeachtet.“
  1. Fortlaufende Schulung und Unterstützung anbieten: Verlangen Sie Schulungen und stellen Sie Ressourcen nicht nur für Hauptauftragnehmer, sondern auch für deren Unterauftragnehmer zur Verfügung. Dadurch kommunizieren Sie die Bedeutung der Einhaltung von Arbeitsgesetzen und die Auswirkungen von Kinderarbeit.
  1. Transparenz und Kommunikation fördern: Die Beziehungen zu Ihren Lieferanten sollten von Transparenz geprägt sein. Schaffen Sie einen Prozess für offene Kommunikation und entsprechendes Feedback, in dem sämtliche Lieferanten in Ihrer Lieferkette an einem kontinuierlichen Dialog über die Einhaltung Ihrer Standards in Bezug auf Kinderarbeit teilnehmen können. Eine der besten Möglichkeiten hierfür sind digitale Tools, die eine kontinuierliche Übersicht Ihrer Lieferanten sowie die Kommunikation mit ihnen ermöglichen.

Nach der Aufdeckung von Kinderarbeit in Ihrer Lieferkette:

  1. Sofortige und umfassende Abhilfepläne umsetzen: Setzen Sie Korrekturmaßnahmen um, die das unmittelbare Wohlergehen der eingesetzten Kinder betreffen und gehen Sie die entsprechenden Arbeitspraktiken an den Standorten der betroffenen Auftragnehmer und Unterauftragnehmer an.

    Ein solcher Plan muss nicht unbedingt die Beendigung der Geschäftsbeziehung mit dem betreffenden Lieferanten umfassen. Laut Katie Martin, Director of Sustainability bei Avetta, „kann die unmittelbare Beendigung von Geschäftsbeziehungen Gefährdete in Bedingungen drängen, in denen sie noch mehr ausgebeutet werden. Stattdessen gilt es, herauszufinden, wie sich das Risiko am besten beseitigen lässt. Hierzu könnte gehören, dass die Kinder angemessene PSA (persönliche Schutzausrüstung) für die Arbeit erhalten, keine schweren oder gefährlichen Maschinen bedienen und mindestens fünf Stunden am Tag zur Schule gehen.“
  1. Melden und zusammenarbeiten: Arbeiten Sie mit vor Ort zuständigen Behörden und ggf. mit internationalen Gremien zusammen, sodass die Probleme in einer Weise gemeldet und behoben werden, die das Wohl der betroffenen Kinder in den Vordergrund stellt.
  1. Überprüfen und verstärkt überwachen: Beurteilen Sie die Wirksamkeit vorhandener Überwachungsprozesse sowie entsprechender Mechanismen und Tools. Entwickeln Sie anschließend einen Plan zu deren Verbesserung und setzen Sie diesen um, sodass es künftig zu keinen weiteren Vorfällen kommt.

Fazit

Die Verhinderung von Kinderarbeit ist ein wichtiges Menschenrechtsanliegen, das bei allen international tätigen Unternehmen auf der Tagesordnung stehen muss. Es ist gut zu wissen, dass Unternehmen durch proaktives Lieferkettenmanagement mit strengen Due-Dilligence-Prüfungen, kontinuierlicher Überwachung und umfassender Aufklärung auf allen Ebenen dazu beitragen können, Kinderarbeit wirksam zu reduzieren. Wenden Sie sich an das Team von Avetta, wenn Ihr Unternehmen fachkundigen Rat zu Maßnahmen für die Bekämpfung von Kinderarbeit in der Lieferkette (insbesondere auf den unteren Ebenen) benötigt. Gemeinsam schaffen wir ein von Verantwortungsbewusstsein und Compliance geprägtes Umfeld in der Lieferkette, in dem wir „unsere Verpflichtungen zur Abschaffung von Kinderarbeit erfüllen“.

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Azad Sadr ist ein anerkannter und erfolgreicher Spezialist im Bereich Content-Marketing mit mehr als 14 Jahren Erfahrung bei der Steigerung von Umsatz und Wachstum durch Content- und Demand-Generation-Marketing. Er hat an der University of Chicago promoviert und betätigt sich als Autor belletristischer Literatur, gibt Kurse über die Dichtung Rumis und veröffentlicht gelegentlich Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften.